Stress

Wir untersuchen die Stressmechanismen und Stressfaktoren bei der Schleiereule. So können wir nicht nur die Gesundheit der Eulenpopulationen genau überwachen, sondern verfügen auch über präzise Messinstrumente, die uns einen besseren Artenschutz ermöglichen. 


Das Stresshormon

Das Hormon Corticosteron unterstützt bei Vögeln die Regulierung von Reaktionen auf Stresssituationen. Beim Menschen übernimmt diese Rolle das Cortisol. Bei der Eule wäre eine stressauslösende Situation beispielsweise Nahrungsmangel, ungünstige klimatische Bedingungen oder der Angriff eines Raubtiers oder Krankheitserregers.


Bessere Überlebenschancen bei starker hormoneller Reaktion

Wir untersuchen den genetischen Ursprung und die physiologische Funktion dieser Stressreaktion. Dabei haben wir entdeckt, dass der Corticosteronspiegel bei erwachsenen Schleiereulen unter Stress mit ihrem Überleben korreliert. Das heisst, in einer stressreichen Situation sind die Überlebenschancen einer Eule umso besser, je höher ihr Corticosteronspiegel im Blut ist.


Küken bevorzugen Ruhe

Mithilfe dieses Hormonspiegels, aber auch durch Überwachung der Wachstums- und Überlebensraten der Küken untersuchen wir, inwieweit menschliche Aktivitäten in der Nähe eines Nistkastens (etwa die Nähe von Wohnhäusern oder Nutztieren und die Art der Nutzpflanzen in der Umgebung) die Jungeulen unter Stress setzen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese verschiedenen Aktivitäten einen Einfluss auf die Küken haben. Ein heterogenes landwirtschaftliches Umfeld rund um den Nistkasten scheint die Gesundheit und Anzahl der Küken zu fördern. Darüber hinaus scheint eine stärkere Präsenz des Menschen in einem Umkreis von 20 m um die Nistkästen gesundheitsschädlich für die Küken zu sein, hat jedoch keinen Einfluss auf ihre Anzahl. Diese Ergebnisse zeigen, dass es besser ist, einen Nistkasten in einer ruhigen Ecke anzubringen als an einem Ort, an dem häufig Menschen vorbeikommen – trotz der Tatsache, dass die Schleiereule an Menschen gewöhnt ist.