Habitatnutzung

Wir wollen verstehen, wie Schleiereulen ihren Lebensraum zum Jagen, Schlafen oder Fortpflanzen nutzen. Dies ermöglicht es letztendlich, die Umgebungen zu identifizieren, die geschützt werden müssen, um das Überleben dieser Art sicherzustellen. Wir untersuchen auch, wie Eulen ihre Jagdstrategien in Abhängigkeit von Umweltfaktoren wie Wetterbedingungen oder Licht anpassen.


Auf dem Land

In der Schweiz lebt die Schleiereule in ländlichen Gebieten. Sie nistet sogar besonders gern in Scheunen und Schuppen. Diese Eule passt sich gut an die Nähe zum Menschen an, der ihr durch die Landwirtschaft eine offene Landschaft zur Verfügung stellt, die vielfältig und reich an kleinen Säugetieren ist und sich ideal für die Jagd eignet. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Praktiken schadet den Populationen dieser Eulenart, weil sie die Agrarlandschaft homogenisiert und die Anzahl der Nagetiere verringert. Dennoch ist die Schleiereule eine wichtige Verbündete in der Landwirtschaft. Ihr unersättlicher Appetit auf kulturschädliche Nagetiere macht sie zu einem wirksamen biologischen Kontrollmittel.


Bevorzugte Lebensräume

Um die Bewegungen der Eulen in ihrem Lebensraum zu untersuchen, befestigen wir ein Gerät auf ihrem Rücken, in dem ein GPS-Sender und ein Miniaturbeschleunigungsmesser verbaut sind. Während einiger Tage in der Brutzeit (von März bis Oktober) zeichnen wir alle Bewegungen der so ausgerüsteten Eulen auf und bestimmen dann ihre Aktivitäten (Jagen, Ansitzen, Schlagen von Beute usw.). So lernen wir die Lebensräume kennen, die die Eulen beispielsweise für die Jagd ausgewählt haben. Das Sammeln solcher Informationen wird letztendlich dazu beitragen, Lebensräume zu schützen, die für diese Art geeignet sind. Wie viele Arten, die in ländlichen Gebieten leben, hat diese Eule stark unter der Intensivierung der Landwirtschaft gelitten, die die Verfügbarkeit geeigneter Jagdgebiete eingeschränkt hat. Zudem hat die Verstädterung die Anzahl der verfügbaren Nistplätze verringert. Es müssen daher Massnahmen ergriffen werden, um diese Art und ihren Lebensraum zu schützen.


Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schleiereulen es vorziehen, in weitläufigen Gebieten wie Wiesen und Brachen zu jagen, aber auch auf den Äckern, die den grössten Teil ihres verfügbaren Lebensraums ausmachen. Sie meiden dagegen Wälder, für die sie zum einen weniger geeignet sind und wo sie zum anderen möglicherweise mit dem Waldkauz konkurrieren müssen, der in diesem Lebensraum zu Hause ist.


Jagdmethoden

Mithilfe der Beschleunigungsmesser registrieren wir Lageveränderungen des Eulenkörpers, sodass wir wissen, wann die Schleiereulen mit den Flügeln schlagen, wann sie gleiten, wann sie sich auf eine Beute stürzen und wann sie unbeweglich ansitzen. So können wir ihre Jagdtechniken genau untersuchen. Wir wissen, dass sie hauptsächlich zwei verschiedene Techniken anwenden: Bei der Ansitzjagd sitzen sie reglos auf einer Sitzwarte und stürzen sich dann plötzlich auf die Beute. Auf der Pirschjagd während des Fluges streifen sie auf der Suche nach Beute lautlos durch die Luft. Anhand der Daten aus den Beschleunigungsmessern können wir erkennen, wie oft diese beiden Strategien jeweils angewandt werden, und den Erfolg der verschiedenen Jagdversuche bestimmen. Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass die Ansitztechnik eine höhere Erfolgsrate aufweist, jedoch weniger Verwendung findet als die Pirschjagd. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Ansitztechnik zeitaufwendiger ist. Wir untersuchen auch den Einfluss der Wetterbedingungen auf die Wahl der jeweiligen Strategie. So jagen die Eulen zum Beispiel bei sehr windigem Wetter eher vom Ansitz aus.


Eulen auf Entdeckungsreise

Bei der Auswertung der GPS-Daten entdeckten wir ein unerwartetes Verhalten: Einige Eulen suchen fremde Nistkästen auf, während sie selbst woanders nisten. Wir sehen sogar, dass einige Eulen gelegentlich mehrere Nistkästen in der Umgebung besuchen. Derzeit prüfen wir die Hypothese, wonach dies Erkundungsbesuche für die nächste Eiablage sein könnten. Da wir wissen, dass die Weibchen das Nest manchmal vor dem Ende der Jungenaufzucht verlassen, besuchen sie diese Nistkästen möglicherweise, um sehr bald danach erneut mit der Eiablage zu beginnen.